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Update: Covid-19 aus Sicht einer Ärztin und Achtsamkeitstrainerin

Aktualisiert: 27. Feb. 2020

Genau eine Woche ist es her, dass ich im meinem Blog über die Möglichkeit gesprochen habe, dass Covid-19 bei uns ankommen könnte.

Leider hat sich in der Zwischenzeit tatsächlich die Situation verändert und wir müssen davon ausgehen, dass Covid-19 in absehbarer Zeit uns alle mehr oder weniger direkt betreffen wird. Mittlerweile hat sogar unser Bundesgesundheitsminister begriffen, dass Covid-19 nicht zu unterschätzen ist und bereitet die Bevölkerung nun sukzessive auf größere Ausbrüche in Deutschland vor.


Was hat sich außer der bekannten Virusausbrüche bei uns und in weiteren Regionen noch verändert? Hier ein paar aktuelle Fakten:


-Das Risikoalter: Das Risikoalter für einen schweren Verlauf der Erkrankung Covid-19 wurde von 60 auf 50 hinunter korrigiert. Betroffen sind damit 37,6 Millionen Menschen in Deutschland. Hinzu kommen nach wie vor all diejenigen, die eine Vorerkrankung haben. Dazu zählen nicht nur Diabetes (jeder Zehnte) , sondern auch kardiovaskuläre Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, aktuelle oder durchgemachte Krebserkrankungen, Rheuma, chronische Schmerzpatienten, Personen unter Immunsuppression und alle anderen mit chronischen Erkrankungen. Schade, dass es in den Medien immer so leicht beschwichtigend wirkt, wenn darüber berichtet wird, dass „nur“ Ältere und solche mit Vorerkrankungen gefährdet seien. Die Zahlen sprechen da eine andere Sprache.


- Das Testverfahren: Zur Abklärung, ob jemand mit dem SARS-CoV-2 infiziert ist oder nicht, wurden routinemäßig Abstriche aus dem Oro-und Nasopharynx (Rachen- und Nasenhöhlenbereich) entnommen. Immer wieder hatte man auch bereits aus China gehört, dass Erkrankte oft mehrfach getestet werden mussten, bis dann das Virus letztlich doch nachgewiesen werden konnte. Dabei ist eigentlich ein Virusnachweis mittels PCR ( Polymerase-Kettenreaktion -englisch polymerase chain reaction- ein Verfahren, bei dem die Erbsubstanz des Virus in vitro –„im Reagenzglas“- vermehrt wird und mit einer Art Schlüssel-Schloss-Prinzip erkannt wird) eine sehr sichere und eindeutige Nachweismethode.

Das Robert-Koch-Institut hat nun Ärzte darauf hingewiesen, dass die Form dieser Abstrichentnahme nicht dazu geeignet ist, eine Infektion mit SARS-CoV-2 sicher nachzuweisen bzw. auszuschließen. Wörtlich heißt es hierzu: „Wenn ein Patient mit begründetem Verdacht auf SARS-CoV-2-Infektion in der initialen PCR negativ getestet wird, sollte mit dem Labor eine erneute Probenentnahme und -untersuchung abgesprochen werden. Die alleinige Testung von Probenmaterial aus dem Oro- und Nasopharynx ist zum Ausschluss einer Infektion nicht geeignet. Je nach Phase der Erkrankung kann ggf. nur Material aus dem unteren Respirationstrakt oder Stuhl in der PCR positiv sein.“ Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Vorl_Testung_nCoV.html


Das hört sich erstmal nicht dramatisch an, allerdings hat es diese Aussage in sich. Im Klartext bedeutet das nämlich, dass bei all den Personen, bei denen zum Ausschluss einer Infektion das Probenmaterial nur aus dem Nasen- und Rachenbereich entnommen wurde, eine Infektion möglicherweise übersehen wurde und diese das Virus gerade unwissentlich munter weiter verteilen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass bei jedem Getesteten (z.B. bei denen, die von den betroffenen Kreuzfahrtschiffen kamen) eine Probe aus den unteren Luftwegen (= Lunge: bronchoalväoläre Lavage oder Sputum -nach Anweisung produziert oder induziert) und eine Stuhlprobe zur Verfügung standen. Als Ärztin habe ich viel Erfahrung mit der Wichtigkeit einer sorgfältigen Probenentnahme, dem richtigen Medium zur Probensicherung und dem korrekten Transport der Probe zum Labor..

Ein Test zum Nachweis kann noch so gut sein, er wird nur dann das nachweisen, was er nachweisen soll, wenn das Probenmaterial, das im Labor ankommt, dafür geeignet ist. In letzter Konsequenz bedeutet dies, dass es offensichtlich eines enormen Aufwandes bedarf das Virus frühzeitig aufzuspüren. Bleibt zu hoffen, dass die angepassten Richtlinien des RKI auch umgesetzt werden.

Aktuell gibt es gerade den Fall einer Japanerin, die nun zum zweiten Mal mit dem Virus infiziert ist, nachdem sie nach der ersten-leichten- Infektion negativ getestet worden war. Bisher kannte man solche Fälle nur aus China. Diskutiert wird hier nun, dass es möglicherweise nur so scheint, als ob die Krankheit überwunden wäre und sich stattdessen das Virus in die Lunge zurückzieht, um dann dort erneut auszubrechen. Solch einen biphasischen Verlauf kennt man auch von anderen Viruserkrankungen, was wiederum bestätigt, wie wichtig eine Probenentnahme eben nicht nur aus dem Nasen-/Rachenbereich ist. Quelle: https://www.rnz.co.nz/news/world/410551/coronavirus-fears-of-two-phase-infection-as-recovered-japan-patient-tests-positive


-Infektionswege: Es wird gerade immer schwieriger Infektionsketten sicher aufzuspüren und nachzuweisen. So hat man in Italien immer noch nicht den Indexpatienten gefunden und auch in Deutschland scheint die Situation gerade gekippt zu sein. Entgleiten dem Gesundheitsamt die Infektionsketten und sind die ersten Fälle da, bei denen nicht nachvollzogen werden kann, wo sie sich infiziert haben, wird eine erfolgreiche Eindämmung des Virus mehr als unwahrscheinlich.

Ab diesem Moment liegt die Chance nur noch darin, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Je weniger gleichzeitig daran erkranken, desto besser können wir uns um diejenigen kümmern, die gerade erkrankt sind. Wenn jeder für sich auf ein paar Basics achtet und sein Umfeld auch - freundlich - darauf hinweist, haben wir eine Chance das zu schaffen.


Und so wiederhole ich gerne meine Hinweise aus meinem letzten Blog, wie du persönlich dazu beitragen kannst:

-Hygiene- insbesondere regelmäßiges Händewaschen- schadet nie und hilft generell, dass Krankheiten weniger verbreitet werden und du dich seltener ansteckst,

- Niesen oder Husten nur in die Ellenbeuge (und nicht in die Hand) und andere höflich darauf aufmerksam machen, das genauso zu tun,

-auf Händeschütteln verzichten,

-unterwegs die Hand nicht ins Gesicht führen,

-zu Hustenden und Schniefenden Abstand halten,

-bleibe zuhause, wenn du krank bist,

-überlege dir, ob du wirklich zu einer Großveranstaltung gehen musst,

-tue alles, was dein Immunsystem stärkt (Ernährung, Bewegung, Schlaf, Meditation),

(Achtsamkeit hilft dir dabei, diese einfachen Maßnahmen von Moment zu Moment bewusst in deinen Alltag zu integrieren, bis sie für dich Routine geworden sind),

- suche dir seriöse Quellen, um dich über Covid-19 auf dem Laufenden zu halten.


Solltest du auf bestimmte wichtige Medikamente angewiesen sein, kann es ratsam sein, dir davon eine Reserve zu besorgen, da Lieferengpässe immer wahrscheinlicher werden.


Und last but not least mein Rat als Achtsamkeitstrainerin: Buddha hat seinen Schülern immer den mittleren Weg ans Herz gelegt, was nichts anderes heißt, als Extreme zu vermeiden. In Bezug auf Covid-19 bedeutet das für dich: Ignoriere nicht die Gefahr durch das Virus, werde nicht leichtsinnig! Verfalle aber auch nicht in Panik oder Überreaktion, indem deine Gedanken nur noch darum kreisen, wie du eine Infektion verhindern kannst!


Hoffen wir das Beste für uns alle.

Mögest du glücklich sein!


Aufgrund zahlreicher Nachfragen nach meinem letzten Blog hier einige seriöse Quellen:

Eine Übersicht über die Patienten und den Verlauf der ersten dokumentierten 41 Fälle in Wuhan findest du hier:

Hier das aus den Medien bekannte Dashboard der Johns-Hopkins-University mit den Live-Fallzahlen und der Verbreitung von SARS-CoV-2:



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